Die CD57+ Zellen dokumentieren das Ausmaß der Immunsuppression bei einer chronischen Borrelien-Infektion. Gemäß aktueller Literatur sind die CD57+ Zellen damit ein prognostischer Laborparameter während und nach der Behandlung von chronischen Borrelien-Infektionen.
Klinische Forschungs- und Fallstudien konnten zeigen, dass chronische Borrelien-Infektionen von Veränderungen in der zellulären Immunabwehr begleitet werden. Der Beleg hierfür ist eine verminderte Anzahl der natürlichen Killerzellen (NK/CD3-CD56+), insbesondere eine geringere absolute Zahl der aktivierten natürlichen Killerzellen (CD3-CD56+CD57+). Während akute Borrelia burgdorferi-Infektionen und andere Krankheiten normale CD57-Parameter zeigen, haben Patienten mit einer chronischen Borrelien-Infektion oft weniger als 100 CD57+Zellen pro Mikroliter.
Laut wissenschaftlichen Studien konnte eine verminderte absolute Anzahl an CD57+Zellen vorwiegend bei Patienten, deren Nervensystem betroffen war, festgestellt werden. Patienten mit muskuloskelettalen Beschwerden wiesen eher normale CD57+Zellen auf. Die verminderte Anzahl der CD57-Zellen bleibt solange bestehen, bis eine Verbesserung der Symptome aufgrund von Behandlungen mit Antibiotika oder mit Hilfe anderer Therapieformen erreicht wird.
Ältere Menschen und Patienten mit zugrunde liegenden medizinischen Problemen wie Bluthochdruck, Herzproblemen oder Diabetes, Krebs, einer anderen aktiven Infektion und/oder Personen mit Immunsuppression können mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einem schwereren Krankheitsverlauf von COVID-19 unterliegen [1],[2],[3],[4].
Daher empfehlen wir in Verdachtsfällen, die zusätzliche Überprüfung des zellulären (CD3+) und der Natürlichen Killer Zellen (CD56+/CD57+) Immunstatus.
Die Bestimmung der CD3+/CD56+/CD57+ NK Zellen Hinweise auf:
Lymphozyten entstehen aus im Knochenmark ansässigen Vorläuferzellen. B-Zellen (engl. bone marrow) und Natürliche Killerzellen (NK) wandern von dort aus direkt in die Peripherie. Die T-Zellen (engl. thymus) hingegen migrieren aus dem Knochenmark in den Thymus und durchlaufen dort eine positive und negative Selektion. Sie entwickeln sich zu naiven T-Zellen, die noch keinen Antigenkontakt hatten und zwischen Blut und lymphatischen Geweben patrouillieren. Natürliche Killer-T-Zellen sind eine weitere T-Zelllinie, die sich im Thymus entwickelt und neben dem T-Zellrezeptor einen weiteren Rezeptor besitzt, der Glycolipidantigene bakterieller Genese erkennt.
T-Zellen (CD3+ Lymphozyten) erkennen mittels ihres T-Zell-Rezeptors und des Kofaktors CD3 Antigene und induzieren bzw. regulieren die zelluläre Immunabwehr. Die T-Zellen sind erhöht bei viralen (z.B. Röteln) und bakteriellen (in der Überwindungsphase) Infektionen sowie Pilzinfektionen (z.B. Pneumocystis, Candida), Typhus, T-Zell-Leukämien und Lymphomen und bei Rauchern. Erniedrigte T-Zellen finden sich u. a. bei angeborenen (DiGeorgeSyndrom, SCID, Wiskott-Aldrich-Syndrom, Ataxia teleangiektasia/LouisBar-Syndrom) und erworbenen (malignen Erkrankungen, Infektionserkrankungen, z.B. AIDS, Tuberkulose) Immundefekten, nach Bestrahlung und Medikation mit Immunsuppressiva (z.B. Glukocortikoiden), Zytostatika oder Steroiden, bei chronischen Lebererkrankungen (z.B. Leberzirrhose, alkoholbedingte und nicht-alkoholbedingte Steatohepatitis, Hepatitis C), Verbrennungen, SLE und anderen Autoimmunerkrankungen, Cushing-Syndrom, Niereninsuffizienz und Eisenmangelanämie.
Natürliche Killerzellen (NK-Zellen, CD3-CD16+/CD56+/CD57+) sind Effektorzellen des angeborenen Immunsystems. Sie töten Tumorzellen und virusbefallene Körperzellen ab, indem sie deren Apoptose auslösen. Erhöhte NK-Zellen sind meßbar bei Virusinfektionen, Mykoplasmen-Infektion oder nach medikamentöser Immunstimulation sowie bei NK-Zell-Leukämie (selten). Erniedrigte NK-Zellen werden bei progredientem Tumorwachstum, bei Rauchern, passager bei körperlicher Belastung und während einer kalorienarmen Diät gemessen.
CD57+ Zellen als Teil der NK-Zellen können bei chronisch viralen Infektionen mit z.B. CMV, HIV, Hepatitis C Virus, Epstein Barr Virus erhöht sein.
Referenzen:
[1] Okba et al. medRxiv 2020.03.18.20038059; doi: 10.1101/2020.03.18.20038059; März 2020
[2] Risk of COVID-19 for patients with cancer; Hanping Wang, Li Zhang; Published:March 03, 2020
[3] The Novel Coronavirus Disease (COVID-19) Threat for Patients with Cardiovascular Disease and Cancer; Sarju Ganatra, MD, Sarah P. Hammond, MD, Anju Nohria, MD; 18 March 2020
[4] T.M. Rickabaugh, R.D. Kilpatrick, L.E. Hultin et al.: The dual Impact of HIV-1 infection and aging on naïve CD4+ T-cells: additive and distinct patterns of impairment. PLoS One, 2011, 6(1) e16459.
Weitere Quellen:
• S. Kohler, A. Thiel: Life after the thymus: CD31+ and CD31- human naïve T cell subsets. Blood, 2009, 113(4): 769-74
• A. Stelmaszczyk-Emmel, A. Zawadzka-Krajewska, A-Szypowska et al.: Frequency and Activation of CD4+CD25highFoxP3+ regulatory T cells in peripheral blood from children with atopic allergy. Int Arch Allery Immunol, 2013, 162(1): 16-24.
• A. Boleslawski, S.B. Othman, L. Aoudjehane et al.: CD28 expression by peripheral blood lymphocytes as a potential predictor of the development of de novo malignancies in long-term survivors after liver transplantation. Liver Transpl, 2011, 17(3): 299-305. 5. V. Appay, R.A. van Lier, F. Sallusto et al.: Phenotype and function of human T lymphocyte subsets: consensus and issues. Cytometry A, 2008, 73(11): 975-83.
• C.M. Nielsen, M.J. White, M.R. Goodier, E.M. Riley, Functional siginificance of CD57 expression on human NK cells and relevance to disease, Front Immunol. 2013; 4: 422
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